Greifen Suchmaschinen dem Nutzer bei Redewendungen unter die Arme?

Publikationsdatum: 2014-11-25
Schlagwörter: Redewendungen, Idiome, idiomatische Wendungen, semantische Suche, Standard-Suchmaschinen

Redewendungen sind allgegenwärtig. So wurde in der Überschrift das anschauliche „unter die Arme greifen“ statt eines einfachen „helfen“ verwendet. Die Frage ist: Können die von Standard-Suchmaschinen verwendeten Algorithmen erfolgreich Redewendungen (Idiome) suchen und sogar verstehen? Die Antwort ist: Nein. Dazu ein paar Suchergebnisse als Beleg. Die Anfrage „unter die arme greifen“ liefert bei Stichwortsuche auch viele falsche Treffer wie „Mit einem Arm den Kaffeebecher greifen“. Die sogenannten Stoppwörter (hier: „unter“ und „die“) werden von den meisten Suchmaschinen ignoriert.

Eine Eule wird getragen, vielleicht nach Athen getragen. Zur Beurteilung der Häufigkeit von Idiomen haben wir die dradio-Wissensnachrichten als Testarchiv durchgesehen. Dieses umfasst insgesamt 330.000 Sätze. Allein das Idiom „unter die Arme greifen“ kam sieben Mal vor. In diesem kleinen Archiv wurden über 600 Stellen mit Redewendungen durch unsere aktuelle Suchmaschine eindeutig identifiziert. Also sind Idiome recht häufig und keineswegs zu vernachlässigen!

Aus Sicht des Nutzers sollte die Suchmaschine auch Redewendungen finden, wenn sie zur Suchanfrage passen. Man erwartet, dass bei Verwendung des Verbs „helfen“ auch automatisch gleichbedeutende Idiome gesucht werden. Unsere bedeutungsorientierte Suchmaschine findet bei der Frage „Wer hilft Radio Bremen?“ die richtige Antwort „ARD“, weil ein Text die Überschrift „ARD greift Radio Bremen unter die Arme“ enthält. Wenn jemand wirklich nach Extremitäten sucht, z.B. mittels „Entzündungen in den Armen“, dann sollte eine clevere Suchmaschine die Spreu vom Weizen trennen und alle vermeintlichen Treffer vermeiden, welche das Wort „Arme“ nur im Kontext von „unter die Arme greifen“ enthalten.

Idiome sind übrigens sehr abhängig von der konkreten Sprache. Während man im Deutschen (locker ausgedrückt) ins Gras beißt, wird ein ablebender Engländer stattdessen in den Staub beißen („to bite the dust“). Redewendungen sind oft nur mit Kenntnis der Kultur und Geschichte des Sprachraums zu verstehen. So gibt es im Chinesischen die Wendung „eine Schlange mit Füßen malen“. Dies ist vergleichbar mit einer Wendung aus dem Altgriechischen, die es per Kulturexport in einige andere Sprachen geschafft hat: „Eulen nach Athen tragen“. Hoffentlich fiel dieser Artikel für Sie nicht in diese Kategorie.

Bilder: © Tobias Arhelger - Fotolia.com

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